Kirchen – von Soldaten im Krieg erbaut

Es gibt eine Reihe von Kirchen und Kapellen, die von Soldaten im Krieg errichtet wurden, wenn auch nicht so prächtig wie die Heiligen-Geist-Kirche auf Javorca. Einige Beispiele: 


Visintini, ungarische Kapelle: Errichtet von ungarischen Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee östlich des Mte San Michele. An diesem Abschnitt der Isonzofront kamen viele ungarische Truppen zum Einsatz und erlitten schwerste Verluste.

Log pod Mangartom, Moschee: Nur noch auf Fotos präsent ist die von bosnischen Soldaten errichtete Moschee am Fuße des Rombon. Am oberen Isonzo kamen – wie auch an anderen besonders schwierigen Frontabschnitten der Italienfront die bosnischen Truppen der Donaumonarchie zum Einsatz. Ihre Moschee war bis vor wenigen Jahren die erste und einzige in ganz Slowenien, doch bestand sie nur bis Kriegsende 1918.

Vrsic-Pass, Russenkirche: Russische Kriegsgefangene bauten ab 1915 die wichtige Nachschubstraße über den Pass in das Flitscher Becken, wobei ein solcher Einsatz zumindest am Rande der Legalität war.  Während dieser Arbeiten durften sie auch eine russisch-orthodoxe Kirche errichten, die bis heute – nach mehreren Renovierungen – Bestand hat.
 
Auf diesem Foto aus dem Ersten Weltkrieg dient die Kirche nur als Hintergrund für ein Gruppenfoto (Foto aus dem Museum in Kobarid)
 



Passo Vezzena, Zita-Kapelle: Der Pass lag in unmittelbarer Nähe zum österreichischen Werk Verle, einer Festung auf der Hochfläche von Folgaria-Lavarone, wo vom Mai 1915 bis zur österreichischen Frühjahrsoffensive 1916 die Front verlief. Der spätere Kaiser Karl kommandierte in diesem Bereich den Angriff und besuchte später als Kaiser mit seiner Frau Zita diesen Frontabschnitt. In Erinnerung daran errichteten Soldaten die Kapelle, die nach dem Krieg wieder abkam und erst vor einigen Jahren rekonstruiert wurde. 
 

Passo S. Barbara, Barbara-Kapelle: Hinter den Stellungen auf dem Mte Creino beim Gardasee entstand auf dem Pass S. Barbara eine Barackensiedlung für den Nachschub. Dort wurde für die Patronin der Artillerie eine Kapelle in Form einer überdimensionalen Granate errichtet.
 

Wien 22, Wagramer Straße, „Russenkirche“: Die meist illegalen Bewohner der Armensiedlung Bruckhaufen sammelten um 1910 für eine eigene Kirche. Als sie fast genug Geld für einen Kirchenbau beisammen hatten, brach der Erste Weltkrieg aus. Doch das Militär stellte zumindest Arbeiter in Form von Kriegsgefangenen zur Verfügung: zuerst Russen und später hauptsächlich Italiener. Die Kirche wurde erst nach Kriegsende fertig und liegt heute buchstäblich im Schatten der UNO-City.
 

Viele der damals errichteten Gotteshäuser waren aus Holz – etwa in den Lagern für Kriegsgefangene und Flüchtlinge – und haben nicht überlebt. Eine Ausnahme ist die Kapelle des Kriegsgefangenenlagers von Spratzern – die heute nach Zagging bei Herzogenburg übersiedelt ist (unser Foto).
Ähnlich erging es einer Zita-Kapelle von Reichenau, die nach Küb transferiert wurde. 
 
© Peter Schubert


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