Die Kärntner Festungen im Ersten Weltkrieg II – Flitscher Becken /Bovec

Zwei österreichisch-ungarische Festungsanlagen, das Werk Flitscher Klause/Kluze und das modernere Werk Hermann am Rombonhang bilden den Abschluss der Kärntner Festungen im oberen Isonzotal.

Werk Flitscher Klause

Das Werk Flitscher Klause ist heute ein sehenswertes Museum.
 

 Stand eines Minimalschartengeschützes mit eiserner Minimalscharte, die so äußerst selten erhalten geblieben ist.
 
Die Eingangspforte in den Hof.
 
Geografie/Geschichte: 1470 von Venedig erbaute hölzerne Festung über der Koritnica-Schlucht, wo die Straße von Görz durch das Isonzo-Tal über den Predil führte. Zunächst gegen die Türken errichtet, dann eine steinerne Festung im Besitz der Grafen von Görz, durch diese an die Habsburger, 1797 durch die Franzosen zerstört. 1881-82 als Straßensperre Flitscher Klause neu errichtet. Ausgerüstet mit einer Panzerbeobachtungskuppel und Minimalschartenkanonen und acht Maschinengewehren. Da dieses Werk für die italienische Artillerie im schusstoten Raum lag, blieb es unbeschädigt erhalten.

Zufahrt: An der Straße 203 zwischen Predil-Pass und Bovec, zu dessen Gemeindegebiet die Festung gehört. Direkt an der Straße, kleiner Parkplatz.
Spurensuche: Die gut erhaltene Festung ist heute ein Museum, beachtenswert sind die Panzer für die Minimalschartenkanonen und die Panzerkuppel für den Beobachter, diese sind sonst kaum noch wo im Original erhalten.


Vom Werk Flitscher Klause führt die alte Armierungsstraße zum Werk Hermann. Teilweise ist sie als Tunnel ausgeführt, der heute sogar beleuchtet ist. Eine Taschenlampe sollte man aber trotzdem immer dabei haben.
 

Werk Hermann:


Werk Hermann: Schwer zerstört und auch im Umfeld sind die Spuren des italienischen Beschusses erkennbar.


Einer der Verbindungsgänge: Nur einige Teile der Anlage dürfen überhaupt betreten werden.

Einer der zerstörten Geschützstände von der Frontseite besehen.
 
Geschichte: Fernkampfanlage der Sperre Flitscher Klause auf dem Rombonhang, benannt nach dem Kommandanten der Verteidigung des Predilpasses 1809, Johann Hermann. Errichtet 1897-1900, mit zwei Beobachtungskuppeln und vier 12-cm-Minimalschartenkanonen und zwei 10-cm-Panzerhaubitzen. Bereits vor dem italienischen Kriegseintritt wurde mit der Desarmierung begonnen, doch wurde das Werk nie ganz geräumt sondern bildete einen gewissen Rückhalt für den österreichische Rombon-Abschnitt der Front. Durch den Beschuss mit schwerster italienischer Artillerie – Geschütze bis zu einem Kaliber von 305-mm kamen zum Einsatz – stark zerstört.

Metallsammler: Nach dem Überfall des faschistischen Italien auf Abessinien verhängte der Völkerbund Sanktionen gegen Italien, darunter ein Verbot von Metallexporten nach Italien, was zu einem gewaltigen Preisanstieg bei Eisen und Stahl und anderen Metallen führte. Das machte das Sammeln von Altmetallen wirtschaftlich lukrativ – und auf den Schauplätzen des Ersten Weltkrieges lagen Unmengen von Metall – von Patronenhülsen bis Granaten – herum. Aber vor allem die veralteten, zerschossenen und aufgegebenen Festungen enthielten viel Eisen und Stahl, die teilweise mit Sprengstoff aus dem Mauerwerk herausgelöst wurde.

Spurensuche:
Auf der anderen Seite der Straße direkt beim Werk Flitscher Klause beginnt die alte Armierungsstraße zum Werk Hermann, die recht bald in einem Tunnel (mit Nebenstollen, teilweise beleuchtet, Taschenlampe günstig) hinaufführt. Ein Bergrutsch hat einen Teil der Straße unpassierbar gemacht, dadurch ergibt sich ein kurzes Steilstück. Überall auf der Straße viel Steinschlag.
Die Umgebung der Ruine ist von tiefen Granattrichtern übersät, die Ruine selbst ist nur teilweise zu betreten, teilweise ist das Betreten verboten. Ein Schacht mit Leiter führt einige Meter hinab, wo man während des Krieges Schutz vor den Granaten suchte und so das Werk zu modernisieren versuchte. 

4870 Schritte/123 HM, mindestens 1 Stunde, feste Schuhe, Taschenlampe. 
 
In der Zeitschrift der Kärntner Landsmannschaft erscheint demnächst ein Artikel über die Kärntner Festungen im Ersten Weltkrieg. Dieser Text aus meinem Buch:
 
 

© Peter Schubert


 


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